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Prinzipien der App

  • Kinder brauchen Kommunikationspartner, damit sie sich die Regeln der Sprache erschließen können
  • Situationen im Alltag gezielt für sprachliche Förderung nutzen
  • Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen brauchen eine auf ihre sprachlichen Fähigkeiten abgestimmte Sprache der Umgebung
  • Beim Erwerb eines neuen Lautes bilden Hören, Sehen und Fühlen eine Einheit
  • Übungen am Tablet steigern die Motivation und Übungsfrequenz

Ausgangslage

Eine korrekte Aussprache dient der Prävention von Lese- /Rechtschreibproblematiken und trägt damit maßgeblich zum schulischen Erfolg und einem guten Start ins Leben bei.

Studien zeigen, dass bis zu 16,3% aller Kinder zwischen 3 ½ und 6 Jahren von Ausspracheproblemen betroffen sind. Diese Kinder können Laute der Zielsprache nicht bilden oder korrekt verwenden. Viele Faktoren – nicht nur das Alter – haben Einfluss auf die Prognose einer Aussprachestörung. Mögliche Risikofaktoren können Mittelohrentzündungen im Alter von 1 bis 3 Jahren und sogenannte Paukenergüsse (Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr, hinter dem Trommelfell) sein. Auch Sprach-, Lese-Rechtschreib-Schwächen innerhalb der Familie wirken sich negativ auf den Spracherwerb aus. Kinder mit Ausspracheproblemen haben ein erhöhtes Risiko, Störungen in den Bereichen Rechtschreib- und Lesekompetenz zu entwickeln.

Herangehensweise der phonologisch orientierten Therapie

Der Spracherwerb ist ein interaktiver Prozess. Er erfolgt in den ersten 5 bis 7 Lebensjahren über unbewusste Lernprozesse. Das Gehirn des Kindes sucht und erkennt in der Sprache seines Umfeldes Regeln. In der Entwicklung der Aussprache zeigen Kinder nach der Lallphase und einer sehr flexiblen Aussprache ab dem 2. Lebensjahr sogenannte Ersetzungs- und Auslassungsprozesse, die bei Kindern zum Alter von 4 Jahren 5 Monaten überwunden sein sollen.

Ein paar Beispiele
Mit ca. 2 Jahren 5 Monaten sollten Kinder nicht mehr Holler statt Roller sagen, sondern den R-Laut schon richtig verwenden. Mit ca. 3 Jahren 6 Monaten verwenden Kinder das K korrekt, d.h. jetzt sagen sie nicht mehr Tinderdarten sondern Kindergarten. Spätestens mit 4 Jahren 5 Monaten sollten Kinder alle Laute der deutschen Sprache korrekt beherrschen, auch den Sch-Laut, Schule wird nicht mehr als Sule gesprochen. Der Sch-Laut ist der Laut des Deutschen, der am spätesten erworben wird. Doch sollte auch dieser mit spätestens 4 Jahren 5 Monaten Jahren beherrscht werden. Häufig zeigen Kinder noch 1 Jahr vor Schulbeginn bzw. im ersten Schuljahr diesen Ersetzungsprozess.


„Informierte Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Sprachförderkräfte spielen bei der Ausspracheentwicklung neben den Logopädinnen und Logopäden eine Schlüsselrolle. ‘Der Sprachforscher’ bietet umfassende Strategien für die Förderung im Alltag für Eltern und das pädagogische Umfeld.”

MMag. Bettina Schneebauer, Geschäftsführung FH Gesundheitsberufe OÖ

Man spricht von einer „phonologischen Verzögerung“, wenn physiologische Ersetzungsprozesse mehr als 6 Monate länger bestehen als bei Kindern mit einem regelrechten Spracherwerb. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind die Lautersetzungen von alleine überwindet, ist gering. Das Kind braucht dabei Hilfe, entweder in Form einer logopädischen Therapie oder in Form einer Förderung, die sich an dem orientiert, wie Kinder normalerweise Laute erlernen.

Der erste Schritt zum Sprechenlernen ist das Hören. Das Kind muss den neuen Laut aus der Sprache der Umgebung (Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen, Kinder …) heraushören. Es muss quasi die Sprache erforschen und entdecken, wir der Laut klingt und in welchen Wörtern er vorkommt, man spricht von der phonematischen Kompetenz.

Im zweiten Schritt versucht es, den neu entdeckten Laut selbst mit seinen Sprechwerkzeugen zu produzieren, es entwickelt eine artikulatorische Kompetenz. Durch die Wiederholung von Zuhören – Ausprobieren – Zuhören erwirbt das Kind hörend und sprechend einen neuen Laut.

Dazu ist eine individuelle, auf die Ressourcen des Kindes abgestimmte, sprachförderliche Umgebung notwendig. Wichtig ist dabei, dass Kinder dabei vor allem über das Wiederholen von Hören-Ausprobieren-Vergleichen-Ausprobieren-Vergleichen lernen.